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Isabel

USA - unsere Reiseroute (Teil 2)

Auf Teil 1 unseres USA-Reiseberichts folgt nun der zweite Teil. Nach einer Nacht im epischen Valley of the gods erreichen wir Lake Powell. Mit seinem massiven Damm ist der Stausee wichtiger Energielieferant für Utah und Texas. Wir schauen uns – gemeinsam mit einem Dutzend Bussen voller Asiaten – den Horseshoe Bend an. Genug Menschen gesehen für heute, denken wir und begeben uns in die Einsamkeit des Grand Staircase Escalante. Wir nehmen die dirt road des Glen Canyon und begegnen tatsächlich keiner Menschenseele. Kaum zu glauben, immerhin steht diese Offroad Piste in unserem Reiseführer. Der Weg ist jedenfalls super spannend und führt durch enge „Mini Canyons“ mit interessant aussehenden, von Wasser ausgespülten Felsen. Am Ende der Piste finden wir einen wunderschönen wildcamping spot nicht weit entfernt vom Lake Powell. Im Wasser tummeln sich jede Menge fette Fische, was Richard dazu veranlasst, sich mit der Angel zu bewaffnen und sein Glück zu versuchen.


Die nächsten Tage verbringen wir mit Wanderungen und offroad Abenteuern durch sehr unterschiedliche Landschaften und canyons im Grand Staircase Escalante. Anderen Menschen begegnen wir dabei, außer an den Randgebieten, recht wenig. Das liegt wahrscheinlich hauptsächlich daran, dass die Gegend im Gegensatz zu einigen Nationalparks nicht allzu touristisch erschlossen ist, sprich keine Infrastruktur wie geteerte Straßen vorhanden ist und die meisten Autovermietungen in ihren Verträgen das Befahren von dirt roads untersagen. So muss man sich entweder ein Offroad-Fahrzeug mieten oder wie wir mit dem eigenen, am Besten mit hoher Bodenfreiheit gesegneten Untersatz kommen :) Das Gebiet stellt sich als Paradies für Van-Reisende heraus, fast überall ist wildcamping erlaubt und wir finden einige der schönsten und einsamsten Schlafplätze unserer USA-Reise hier. 


Am nördlichen Ende des Grand Staircase Escalante erreichen wir Bryce Canyon Nationalpark. Unser Tag hier beginnt mit dem Sonnenaufgang am sogenannten „Amphitheater“ und anschließend machen wir eine mehrstündige Wanderung im Canyon und zurück am Rand desselben entlang. Die lange Wanderung lohnt sich absolut. Obwohl es sich um ein vergleichsweise kleines Gebiet handelt, sind wir nach jeder Biegung wieder begeistert von andersartigen Felsformationen. Am nächsten Tag durchfahren wir den Nationalpark und machen Halt an diversen Aussichtspunkten mit Blick in den Canyon. Danach sind wir doppelt froh, dass wir den Nationalpark zu Fuß erkundet haben, denn die Stops, die man als reiner Autofahrer macht, sind eher enttäuschend. 



Unsere Route führt uns weiter zum Zion Nationalpark. Hier sind wir morgens nicht ganz so früh auf den Beinen und erleben den Park extrem von Touristen überlaufen. Auf den Durchfahrtsstraßen stehen wir im Stau und die Wanderwege sind zu voll, als dass wir die Natur hier wirklich genießen könnten. Tja, selber schuld, wir Schlafmützen... Den zweiten Tag wandern wir im unbekannteren nördlichen Teil des Zion, den Kolob Canyons. Die Ansichten sind zwar weniger spektakulär, dafür teilt man sich den Weg hier nicht mit Hunderten anderen Menschen. Die ersten Wanderer, die wir hier treffen, warnen uns vor dem Berglöwen, dessen Spuren sie gesehen haben wollen. Sie haben umgehend kehrt gemacht und raten uns, es Ihnen gleichzutun. Tun wir nicht. Etwas weiter entlang des Weges sehen wir die Abdrücke von Tatzen, die interressanterweise immer entlang des Wanderweges, den Spuren von Wanderstiefeln folgen. Eine Stunde später begegnen wir ihnen dann: Gut gelaunte Wandersleute mit zwei sehr liebenswürdigen Golden Retrievern...

Nach der Wanderung machen wir uns auf Richtung Valley of Fire und übernachten kurz davor auf einer kargen Ebene namens poverty flats. Die Landschaft hier ist, wie der Name vermuten lässt, eher ärmlich mit Vegetation bedeckt und das riesige Plateau macht einen dementsprechend unwirtlichen, post-apokalyptischen, aber gleichermaßen faszinierenden Eindruck. Wir stellen Tisch und Stühle vor den Bus und genießen unser Abendessen in einer fast schon unangenehmen Stille, die uns das Gefühl gibt, die letzten Menschen auf Erden zu sein. Unterstützt wird dieses Atmosphäre vom unglaublichen Licht am Horizont. Rechts von uns glüht der pinke Sonnenuntergang, hinter uns bläut der Mondaufgang den Himmel und links von uns leuchtet der Horizont hell über dem 50 Meilen entfernten Las Vegas. Als der Sonnenuntergang vorbei ist, wird es plötzlich seeehr windig und wir verziehen uns schnell in unseren Mitsu. Der Wind bleibt die ganze Nacht und schüttelt uns ordentlich durch – sanftes in den Schlaf wiegen, Fehlanzeige.



Leicht übernächtigt stehen wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf, denn im Valley of Fire kann es ziemlich heiß werden, so dass man den Tag hier am Besten früh beginnt. Am Eingang des Gebietes informiert uns auch schon eine Infotafel über die tagesaktuellen Wetterverhältnisse: „Heat danger - extreme“ Gut, dass wir mit einem schwarzen Fahrzeug und ohne Klimaanlage reisen... Im Valley of Fire gibt es mehrere kleine Parkplätze, von denen Wanderungen starten. Hier findet man überall Schilder mit Warnhinweisen, dass man sich auf keinen Fall überanstrengen sollte und bei großer Hitze besser keine Wanderung macht. Als angehende Abenteurer und Weltreisende wagen wir uns dennoch mutig aus dem Auto in die in der Sonne rot leuchtende Felslandschaft. In unserem Fall ist der Unterschied zwischen drinnen und draußen ja ohnehin nicht groß. Insgesamt machen wir drei kleine Wanderungen zwischen 20 min und 1,5 Stunden. Man könnte auch von Spaziergängen sprechen, denn der „Streckenverlauf“ an sich ist nicht besonders anstrengend, wenn da nicht diese Hitze wäre... Mehr als drei Wanderungen schaffen wir nicht. Unser Kreislauf ist komplett runter, so kraftlos und erschöpft wegen Hitze habe ich mich noch nie gefühlt. Ich bin plötzlich sehr froh, dass Richard meinen Entdecker-Eifer gebremst hat und wir bei der letzten Wanderung irgendwann umgedreht sind. Wir müssen erst etwas Kraft im Schatten unseres Mitsus sammeln, bevor wir einsteigen und zum Museum fahren, um uns von der Klimaanlage vor Ort wieder auf Normaltemperatur runter kühlen zu lassen.

Unsere Fahrt geht weiter über Las Vegas Richtung Los Angeles. In Las Vegas fahren wir nur entlang des Strips, einen Stopp sparen wir uns. Die Übernachtung auf einem Campingplatz erscheint uns zu kompliziert und das Vergnügen zu teuer. Auf Party und Casino haben wir gerade auch nicht so Lust, dafür umso mehr auf die Kalifornischen Strände. Bis nach Los Angeles schaffen wir es an diesem Tag nicht mehr. Wir übernachten auf einem schön günstigen Campingplatz im National Forest etwa eine Stunde entfernt von L.A. und bleiben dort letztendlich ganze drei Tage hängen. Richard werkelt am Auto und ich.. ich backe mal wieder ;) diesmal leckeres deutsches Körnerbrot – eine willkommene Abwechslung vom amerikanischen Toastbrot.



Los Angeles überrascht uns mit eher kühlen Temperaturen. Die Kalifornische Sonne hält sich vorerst zurück und Beachlife sowie Surferboys und -girls ebenso. Nach einem kurzen Besuch des Santa Monica Beach begeben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Wie Las Vegas ist auch Los Angeles ein teures Pflaster und Camping ist wie in den meisten großen Städten eher schwierig. Auf den Parkplätzen am Strand ist über Nacht parken verboten und wird, wie wir gelesen haben, auch teuer geahndet. Als wir auf dem Highway nördlich von Santa Monica entlang fahren, entdecken wir schließlich eine ganze Menge alter Vans, die am Rand der Küstenstraße stehen. Unsere erste Annahme, hier nun endlich einmal gleichgesinnte Bus-Reisende vor uns zu haben, stellt sich schnell als falsch heraus. Die meisten haben mit Reisen nix am Hut und stehen hier, weil sie sich kein Dach über dem Kopf leisten können, sie gerne rumhängen oder ihr Auto einfach nirgends mehr hinfährt. Aber weil hier das Campieren ganz offensichtlich geduldet wird, bleiben wir.

Während unseres L.A.-Besuchs schlendern wir durchs coole Venice Beach, essen sehr sehr leckeres Eis in der Geschmacksrichtung Buttermilk Pancake and Bacon und spazieren über den Strand. Einen Tag verbringen wir im Getty Center und bestaunen Architektur und Kunstsammlung des reichen Ölmagnaten. Außerdem fahren wir den Mulholland-Drive entlang und besuchen ein Konzert im legendären Club Troubadour, wo gefühlt alle Bands, die man heute so kennt, angefangen haben. Wenn ihr diesbezüglich gerne ein Ohr abgekaut bekommt, gebt einfach mal dem Richard ein Bier in die Hand und fragt ihn nach dem ersten Konzert von Guns n Roses :). Dann versteht ihr auch, warum wir da hin mussten. So verbringen wir ein paar schöne Tage und kehren nur zum Schlafen zur Küstenstraße mit den „Van-dwellern“ zurück.

Am Morgen unserer vierten Nacht sehen wir dann doch noch einen schicken VW T3. Er muss sich wohl in der Nacht zu uns auf den Parkplatz gesellt haben. Auch der Besitzer freut sich offensichtlich über unsere Anwesenheit und kommt auf uns zu. Während einer sehr netten Unterhaltung erfahren wir, dass Jan aus San Diego kommt und Freunde in L.A. besucht und dass dieser Parkplatz sowie die ihn umgebenden zwei Kilometer Highway tatsächlich noch einer der wenigen Bereiche in der Stadt sind, wo man ungestraft im Fahrzeug übernachten darf. Wir erzählen Jan von unseren Reiseplänen und von dem bereits Erlebten, woraufhin er uns einige wertvolle Tips gibt, die uns dazu veranlassen unsere geplante Route über den Haufen zu werfen: Am nächsten Tag fahren wir anstatt nach San Diego in die andere Richtung und folgen dem Pacific Coast Highway nach Norden. Fast hätten wir diese wunderschöne raue Küste verpasst – wir verstehen auf einmal nur zu gut, was Jan meinte, als er sagte, dass man Kalifornien nicht verlassen dürfe ohne den PCH gefahren zu sein. Kurz vor Big Sur treten wir die Rückkehr an. In den Naturschutzgebieten an der Küste hätten wir definitiv noch ein paar Tage verbringen können, aber wir haben noch einen Termin in einer Mitsubishi Werkstatt, den wir wahrnehmen müssen. Seit geraumer Zeit bereitet uns der Mitsu Kopfschmerzen und am Liebsten würden wir das Problem noch in den USA beheben – denn unsere Spanischkenntnisse sind eher rudimentär. Die Mitsubishi Werkstatt kann uns jedoch nicht helfen – sie arbeiten nicht mit Diesel Fahrzeugen, da ihre Mechaniker nur für Benziner geschult sind. Die nächste Werkstatt möchte einen Computer anschließen, um Daten auszulesen und schickt uns weg, als wir erklären, dass unser Mitsu keinen Stecker hat. Eine andere winkt schon ab, als wir mit unserem Bus vorfahren und so geht es weiter bis wir schließlich aufgeben. Unser letzter Versuch, in den USA einen Mechaniker zu finden, der schon einmal davon gehört hat, dass man ein Auto auch mit Diesel betreiben kann bringt uns nichts ein, außer einem Platten dank einer eingefahrenen Schraube.



Aber da der Mitsu immer noch fährt (nachdem wir den Reifen gewechselt haben), machen wir uns auf den Weg Richtung U.S. mexikanischer Grenze. Am nächsten Tag wollen wir über Tecate nach Mexiko einreisen. Die letzte Nacht auf amerikanischem Boden verbringen wir mit Revue passieren über das bisher Erlebte. Insgesamt haben uns die Vereinigten Staaten wirklich gut gefallen. Das Reisen mit eigenem Fahrzeug ist hier einfach und lohnend, denn die Natur ist großartig und bietet genug Platz zum einsamen Wildcampen (wir können an einer Hand abzählen, wie oft wir für einen Campingplatz bezahlt haben). Sechs Wochen waren ein Schnelldurchlauf, der uns nicht viel Zeit zum Verschnaufen oder zum Kennenlernen der Menschen gelassen hat. So haben wir vieles gesehen und vieles verpasst. Doch es fällt uns nicht schwer die USA zu verlassen, denn wir sind schon sehr gespannt auf Mexiko, über das wir so viele unterschiedliche Meinungen gehört haben. Da ich diesen Eintrag erst deutlich später, als wir schon fast in Guatemala sind, schreibe, verrate ich schonmal soviel: Mexiko zu verlassen, wird uns sehr schwer fallen.

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