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Isabel

Semuc Champey - Ein Gastbeitrag von Laura


Nach einer zweistündigen Fahrt über eine recht holprige und teilweise sehr steile "dirt road" mitten durch den guatemaltekischen Dschungel erreichten wir endlich unser Ziel: den Nationalpark Semuc Champey. Außer uns stand nur noch ein einziges anderes Fahrzeug auf dem Parkplatz, und nach einer kleinen Stärkung betraten wir den Park. Selbstverständlich erkletterten wir bei knapp 30 Grad Außentemperatur und ca 90% Luftfeuchtigkeit erstmal den steilen Pfad zum Aussichtspunkt, denn bekanntlich kommt vor dem Vergnügen ja erstmal die Arbeit. Oben wurden wir dann tatsächlich mit einem grandiosen Ausblick über die umliegenden, mit Dschungel bedeckten Berge belohnt. Direkt unter uns lagen die wunderschönen türkisfarbenen Süßwasserpools, in denen wir uns gleich abkühlen würden.

Also machten wir uns nach einer wohlverdienten Verschnaufpause schnell auf, den Berg wieder hinunterzuklettern und kamen kurze Zeit später unten, am Rande des hintersten Pools an. Begeistert (und nach der ersten ausgiebigen Foto-Session) stürzten wir uns kopfüber (okay, teilweise auch mit den Füßen voran) in herrlich klares, kühles und sauberes Wasser - sehr willkommen bei der schwülen Tageshitze. Ein bisschen planschen, über natürliche ”Wasserrutschen” in den nächsten Pool schlittern, zwischendurch eine kleine Entspannungsrunde auf einem Felsen in der Sonne einlegen - so hätten wir den ganzen Tag weitermachen können. Allerdings war unser Zeitplan eng gestrickt, und so machten wir uns nach 2-3 Stunden baden auf den Weg zu einer nahegelegenen Höhle, die wir mit Guide und ein paar anderen Touristen durchwanderten. Oder besser: durchschwammen, -wateten, -kletterten und -sprangen, und das alles nur mit einer Kerze für jeden als Lichtquelle. Eine Mordsgaudi! An einer Stelle mussten wir eine Leiter direkt neben einem Wasserfall erklimmen und uns oben durch einen schmalen Spalt - mit Hilfe eines Seils zum Festhalten - quetschen. Wohlgemerkt alles einhändig, da die Kerze ja nicht erlöschen durfte! Ich habe es tatsächlich geschafft, meine Kerze ist kein einziges Mal ausgegangen. Zum Schluss durften wir noch von einem Felsvorsprung aus ca. drei Metern Höhe in einen kleinen Pool hüpfen. Alles in allem ein sehr cooler und abwechslungsreicher Ausflug. Natürlich war uns ziemlich kalt als wir schließlich wieder ans Tageslicht zurückkehrten, denn trotz der hohen Außentemperaturen herrschten in der Höhle "nur" um die 15 Grad und das Wasser war natürlich auch dementsprechend kalt. Lustig war’s trotzdem. Wir trockneten uns also schnell ab und fuhren zum Campingplatz, der glücklicherweise nicht weit entfernt war, denn es wurde schon langsam dunkel.

Diesen erreichten wir pünktlich zur Happy Hour, woraufhin wir uns natürlich erstmal einen Cocktail genehmigten. Der Platz war superschön, mitten im Dschungel am selben Fluß wie der Nationalpark. Wir durften oberhalb auf der Helikopterlandeplattform campen, da der Campingbereich eigentlich nur für Zelte ausgelegt war, und nicht für Campervans wie unseren. Wir bauten also entspannt alles auf: Markise, Zelt, Stühle und Tisch und begannen mit den Essensvorbereitungen (meine Schwester zauberte wie immer ein äußerst leckeres Abendessen) als Richard uns Mädels auf einen "kleinen" Überraschungsgast aufmerksam machte: eine handtellergroße Tarantel spazierte entspannt mitten durch unser "Esszimmer"! Nachdem wir sie ausgiebig beäugt und fotografiert hatten, verscheuchte Richard sie mit einem langen Holzbrett. Ich zog es trotzdem vor, meine Sandalen gegen sichere hohe Wanderschuhe einzutauschen, die ich auch nicht mehr ablegte bis wir ins Bett gingen. Man weiß ja nie was da noch so für Ungetier herumlungert... Und tatsächlich erfuhr ich am nächsten Morgen, dass es in der Gegend auch Skorpione und Schlangen gibt. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit fantastischer Aussicht („Resteessen“: Rührei mit Speck und Rote Bete-Kokosmilch Porridge) brachen wir wieder auf in Richtung Norden. Wir mussten ja die gesamte Offroad Strecke wieder zurückfahren und noch weiter. Nach ca 10 Minuten fragte Richard, ob eine von uns auch mal Lust hätte, zu fahren. Selbstverständlich hatte ich. Ich bekam eine kurze Einweisung ins Allradfahren mit Untersetzung und los ging’s! Nach ein paar Minuten, in denen Richard meine Fahrleistung kritisch beäugte und offensichtlich für ganz ordentlich befand, widmete er sich wichtigeren Dingen: er fand einen diebischen Spaß daran, sich selbst und mich (mit angestrengtem Gesicht) beim Rumpeln über die holprigen Straßen zu filmen. Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich genug und wir wechselten wieder. Wir fuhren durch die Berge, vorbei an einsamen Berghütten, wo uns die Einheimischen teilweise misstrauisch beäugten, manchmal aber auch freundlich angrinsten oder sogar winkten. Kurz bevor wir dann endlich wieder die "normale" Straße erreichten, erblickten wir etwas Seltsames: ein Mann stand einsam mitten im Nirgendwo und hinter ihm war quer über die Straße eine Schnur gespannt, die an zwei Stöcken befestigt war. Das Konstrukt sollte wohl so eine Art "Schranke" darstellen, jedenfalls wollte der Mann von uns 150 Quetzales (knapp 20€) für das Passieren dieser Stelle. Nach einigem Diskutieren in etwas gebrochenem Spanisch handelte Richard ihn schließlich auf 10Q (ca 1,20€) herunter und so konnten wir unsere Reise fortsetzen.


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